Komma, mein liebstes Satzzeichen

Komma, mein liebstes Satzzeichen

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Es ist möglich, Welten durch ein einziges Komma zu trennen.

Victor Hugo

In meiner Arbeit sehe ich häufig, dass es vielen schwer fällt, an den richtigen Stellen Kommas zu setzen. Ich schätze, dass dies eine Krankheit der modernen Gesellschaft ist. Bei WhatsApp, Twitter, SMS und Co. ist zu beobachten, dass Zeichensetzung allgemein – ausgenommen wahrscheinlich Ausrufe- und Fragezeichen – keinen besonders hohen Stellenwert hat und am liebsten ausgelassen oder durch Emoticons ersetzt wird. Doch im studentischen wie im beruflichen Leben beim Verfassen von Texten jeglicher Art wird die Fähigkeit, Grundlagen der Zeichensetzung zu beherrschen, in der Regel vorausgesetzt.

Wenn hierbei jedoch Unsicherheiten auftreten, kann diese kreative Zeichensetzung fatale Folgen haben, wie wir hier sehen:

  • Er will sie nicht. Er will, sie nicht. ( mit/ohne Komma)
  • Schüler sagen, Lehrer haben es gut. Schüler, sagen Lehrer, haben es gut.
  • Tötet ihn nicht, freilassen. Tötet ihn, nicht freilassen.
  • Ich freue mich, auch wenn du persönlich vorbeischaust. Ich freue mich auch, wenn du persönlich vorbeischaust. ( die richtige Position)

Ein Komma kann nicht nur Welten trennen, sondern sie auch erweitern und ergänzen.

Carolin Tönnis

Das Komma hat die Funktion, Satzelemente voneinander abzugrenzen und so die inhaltlichen Strukturen zu verdeutlichen. Kommas vereinfachen nicht nur das Lesen und Verstehen durch das Signalisieren von Sprechpausen, sondern geben Übersichtlichkeit und gliedern Sinneinheiten. Ein fehlendes oder falsch gesetztes Komma verändert daher den Satzinhalt entscheidend, wie die Beispiele aufzeigen.

Die alte Schulregel, ein Komma immer dann zu setzen, wenn man beim Sprechen eine Pause macht, ist aus diesem Grund auch heute noch gültig. Nur wer nimmt sich noch die Zeit, den Text laut vorzulesen? Auch kann diese Schulregel täuschen, besonders dann, wenn man zu verkopft oder nur mit Gefühl an den Text herangeht.

Habt ihr Fragen? Gerne bin ich für euch da.
Lest auch meinen nächsten Beitrag über die 10 wichtigsten Kommaregeln oder probiert direkt den Kommatest aus.

Gut zu wissen: Die Pluralformen Kommas und Kommata sind beide zulässig.

Übrigens: Anfang des 20. Jahrhunderts hat man versucht, deutsche Bezeichnungen für diese aus dem lateinischen und griechischen abgeleiteten grammatischen Begriffe zu etablieren. So ist die »Satzkerbe« für das Komma entstanden. »Zwergstrichlein« (Anführungszeichen), »Ruh-zeichen« (Gedankenstrich) und »Lärmstange« (Ausrufezeichen) sind weitere Kreationen. Zum Glück blieb es bei dem Versuch!
(Mehr dazu: Karsten Rinas Theorie der Punkte und Striche – Die Geschichte der deutschen Interpunktionslehre)