Erfrischend sommerleichter Lesespaß

Erfrischend sommerleichter Lesespaß

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Wer träumt sich nicht gerne zurück in eine Zeit, in der alles so leicht, aufregend, neu und unbeschwert war. Mit „Gidget“ können wir abtauchen in unser 15-jähriges Ich, das den Sommer am Strand verbringt, die erste Liebe erlebt und tiefe Leidenschaft fürs Surfen entdeckt. Das Besondere an diesem Roman ist die kindliche Unschuld kombiniert mit dem aufregenden Wilden – genau die richtige Mischung, um das Glück zu finden.

Worum geht es?

Wie fühlt es sich an, frei zu sein?

Ein Sommer unter der Sonne Malibus, strahlend blauer Himmel und ein junges Mädchen, das von den Wellen magnetisch angezogen wird: Das ist die Geschichte von Kathy alias Gidget, die die Wellen, das salzige Meer, den Strand und die Freiheit nicht den »Jungs« überlassen, sondern sich den großen Traum erfüllen will, selbst auf dem Brett zu stehen. Ein atemberaubender Sommer voller Träume, Abenteuer, sandiger Erdnussbuttersandwiches und erster Verliebtheit beginnt, in dem Gidget entgegen aller Widerstände ihrer größten Leidenschaft folgt – dem Surfen. (Verlagstext)

Wie fand ich es?

Heutzutage ist es kaum vorstellbar, dass Teenager noch so unschuldig und brav sein können wie unsere Ich-Erzählerin Franzie, auch Gidget genannt, in deren Gedankenwelt wir eintauchen. Mitte der 50er Jahre beginnt für Franzie die Zeit zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Sie will als Erwachsene wahrgenommen werden, allerdings fehlen ihr noch Reife, Selbstbewusstsein und Wissen. In diesem Sommer entdeckt sie neue Welten, das Wellenreiten und faszinierende Männer, Vagabunden, deren Leben sich allein um die nächste perfekte Welle dreht. Gidget bricht aus ihrem behüteten Zuhause aus, kämpft gegen Vorurteile („Surfen ist nichts für Mädchen“) und verbringt ihre Ferien zum Missfallen ihrer Eltern mit Draufgängern. Wir spüren ihren Drang etwas erleben zu wollen fernab von dem, was ihr bisheriges bürgerliches Leben auszeichnet, was sie und ihre Mitschüler bisher erfahren haben.

„Aber es könnte sein, dass du hier auch noch ein paar andere Dinge lernst. Ich denke, dass sollte ich dir lieber sagen. Du bist ein nettes Mädchen.“

Ein Zeichen, dass sie von den Streunern akzeptiert und in die Crew aufgenommen wird, ist der von ihnen kreierte Spitzname Gidget, eine englische Wortverbindung aus Mädchen und Zwerg. Dies gibt ihr das Gefühl, eine neue Familie gefunden zu haben. Die Mischung aus ihren unschuldigen Gedanken, ihre rosaroten Vorstellungen und ihrem Halbwissen sind gleichzeitig süß und sauer. Allein sschon ihre Sprache und ihr Blick auf die Welt werfen mich zurück in meine Jugend. Gidget lernt neue Kraftausdrücke, was es mit den Miezen und der Orgie auf sich hat, und sich zu beweisen auf der Welle sowie mit den Jungs. Ich finde es spannend mitzuerleben, wie Gidget in kleinen Schritten emotional reift und herausfindet, was sie glücklich macht.

„Es ist hart, erwachsen zu werden“, sagte Cass. „Aber es ist auch wunderbar. Du weißt es jetzt nur noch nicht. Eines Tages wirst du es wissen.“

Was einen solchen perfekten Sommer natürlich prägt, ist auch die erste große Liebe. Sie verliebt sich unsterblich in ihren Retter Jeff alias Moondoggie. Im Fieberwahn träumt sie von ihm, schreibt ihm Liebesbriefe, gesteht ihm ihre Liebe. Zwar hat auch er Gefühle für sie, doch ihre Jugend und seine aktuelle Freundin lassen ihn zögern.

„Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Engel, aber wer liebt, muss leiden. Da musst du durch.“

Und ich litt. Denkt bloß nicht, dass ich nicht litt. Aber mein Leiden war zuckersüß. Jeff gehörte einer anderen. Sie hatte den Kuchen, doch ich war diejenige, die daran knabberte.“

Frederick Kohners „Gidget“ basiert auf den Erlebnissen seiner Tochter Kathy, die als eine der ersten Frauen zur Surferin wurde und deren Geschichte in den späten 50ern einen regelrechten Surfer-Hype auslöste. Jede und jeder, Frauen wie Männer, wollten nun Surfen lernen und diesem leichten Lebensgefühl und dem beschriebenen Vagabundenleben von Welle zu Welle folgen. Auf der Buchausgabe basieren erfolgreiche Kinofilm und die gleichnamige TV-Serie mit Sally Field als Gidget.

Ein interessantes Element dieser Ausgabe ist auch der heutige Blick von Volker Weidemann auf die Biografie des Autors und dessen Tochter Kathy. Das Vorwort von Kathy selbst komplettiert den Roman und macht ihn lebendig und greifbar. Deutlich wird, dass Kathy ganz in dem Leben der Gidget aufgeht – auch heute noch als 84-Jährige – Fiktion und Realität verschwimmen, reiten auf einer Welle.

Fazit

Ein Roman, der zur Erstveröffentlichung Wellen geschlagen hat, und mir heute zeigt, dass es nicht viel braucht, um sein Glück zu finden: Sand zwischen den Füßen und Meeresrauschen im Ohr und eine jugendliche Unbeschwertheit – bezaubernde sommerleichte Unterhaltung.

Vielen Dank an den S. Fischer Verlag und lovelybooks.de für das Leseexemplar.

Frederick Kohner „Gidget. Mein Sommer in Malibu“ Roman

Mit einen Nachwort von Volker Weidemann

Aus dem amerikanischen Englisch von Hanna Hesse

S. Fischer Verlag, 2023, 176 Seiten

ISBN: 978-3-10-397540-6