Nachhaltigkeit in der Buchbranche?

Nachhaltigkeit in der Buchbranche?

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Nachdem ich im Oxfam Shop auf ein Buch gestoßen bin, das komplett aus Graspapier hergestellt und nachhaltig, fair und vegan produziert wurde, habe ich mich gefragt, wie groß ist tatsächlich der C02-Fußabdruck meiner Bücher?

Einige meiner Bücher zieren bereits Nachhaltigkeitssiegel, wie der Blaue Engel für Druckerzeugnisse, FSC-Siegel, EU Ecolabel, myclimate, Frei von Folie, 100 % Altpapier etc. Aber reicht das für eine zufriedenstellende Ökobilanz aus?

Nach einigen Recherchen wird klar, Bücher oder Gedrucktes allgemein sind eine große Umweltsau: Anke Oxenfarth vom oekom Verlag betont, dass nach wie vor die Verlagsbranche sehr viel Holz und Energie verbrauche. Jährlich würden 7,5 Millionen Tonnen graphische Papiere hergestellt. Die Papierindustrie sei der drittgrößte Energieverbraucher in Deutschland. Das Drucken von Büchern verschlinge große Mengen Energie und Wasser; hinzu kämen hohe Emissionen durch Lösemittel. Weitere Punkte seien Leerfahrten für schnelle Übernachtlieferungen und Folierung der Bücher (Oxenfarth, Stabsstelle Nachhaltigkeit, oekom Verlag).

Wie kann die Branche dem entgegenwirken?

Noch gibt es für die Verlage keine Verpflichtung, umwelt- und ressourcenschonend zu produzieren, der Wunsch der Konsumenten und die Einsicht der Verlage danach wachsen allerdings. Stellen werden dafür eigens geschaffen, Initiativen und Arbeitsgruppen gebildet und Kooperationen mit staatlichen Behörden und Umweltverbänden gegründet.

Der oekom Verlag nimmt hier die Vorreiterrolle ein, hat bereits 2011 eine Stabsstelle für Nachhaltigkeit eingerichtet und setzt seitdem Impulse für nachhaltiges Publizieren. In einem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt wurden Umweltstandards für die Verlagsbranche entwickelt. Weiteres findet ihr unter www.nachhaltig-publizieren.de.

Der Matabooks Verlag setzt auf Graspapier und eine vollständig vegane Produktion. Das Papier wird mit einem Grasfaseranteil von bis zu 50 % und einem Frischfaseranteil (aus FSC-zertifizierten Wäldern) hergestellt. Auch das Graspapier selbst ist recyclingfähig und kompostierbar. Das Gras kommt von heimischen Wiesen, wodurch lange Transportwege ebenso vermieden werden wie Waldrodungen und enormen Wasserverbrauch bei der Herstellung. Bei Matabooks sind aber auch der Einband, die Druckfarbe und der Klebstoff ökologisch abbaubar. Ganz nach dem Cradle-to-cradle-Konzept (übersetzt „von der Wiege zur Wiege“), bei dem ein Produktionskreislauf beschritten wird mit einem Endprodukt, das schadstofffrei und kompostierbar ist, sodass es wieder zu einem neuen Produkt verarbeitet werden kann.

Leider sind die Alternativen zu Papier noch nicht massentauglich. Jedoch erkennen die großen Verlage in Deutschland zunehmend die Bedeutung der Ökobilanz. Immer mehr setzen auf Recyclingpapier und mineralölfreie Druckfarben sowie auf Verzicht der Folierung. Bei einer Verbesserung der Lieferketten und der Auflagengröße sind aber auch die Konsument*innen gefragt.

Nachhaltiges Lesen bedeutet auch, länger auf ein vergriffenes Buch zu warten oder Risse und Macken im Einband in Kauf zu nehmen. Für eine bessere Ökobilanz sorgt der Kauf von gebrauchten Büchern. Aber besonders nachhaltig wird es beim Lesen von Bücherei- oder Bibliotheksbüchern, oder man leiht und verleiht Bücher an Freunde und nutzt die öffentlichen Bücherschränke.

Quellen:

Börsenblatt

Nachhaltig Publizieren

Green Publishing

Nachhaltigkeit im Buchhandel

Matabooks