Rose Wilding „Wer vom Teufel spricht“

Rose Wilding „Wer vom Teufel spricht“

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Mir war es fast schon egal, wer diesen Unmenschen in „Wer vom Teufel spricht“ von Rose Wilding ermordet hat. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto deutlicher wird, dass Jamie kein Gewinn für die Welt war. Er hat seine Umwelt manipuliert und physischen wie psychischen Schaden bei seinen Mitmenschen verursacht. So erschien seine plötzliche Ermordung fast schon wie eine Konsequenz seiner Taten. Leider konnte mich der Thriller auf die Weise aber nicht einfangen. Die Spannung aus dem ersten Kapitel verpuffte bei mir durch die Rückblicke der Leidensgenossinnen. Schlecht ist der Thriller deswegen aber nicht, nur als Thriller würde ich ihn nicht kategorisieren, eher als düsteren Roman mit kriminalistischen Verbindungen – oder was meint ihr?

Wir begleiten 7 verschiedene Frauen vom Silvesterabend 1999 ca. 2 Wochen lang. Diese Frauen haben eine Verbindung: Jamie. Kaysha, die Journalistin, hat sie zusammengebracht, denn jede von ihnen kann eine traurige, schmerzhafte, wütend machende Geschichte über den Kerl, der am Silvesterabend geköpft vor ihnen liegt, erzählen. Diese Lebensgeschichten werden uns neben der Ermittlungsarbeit von Nova häppchenweise in Rückblicken erzählt. Wer aber Jamie ermordet und geköpft hat, will niemand von ihnen gestehen. Ihre Verabredungen einer Opferhilfsgruppe gleich hatten zwar zum Ziel, Jamie zu stoppen, aber ein Mord war nicht geplant.

Doch wer sich auf diese 7 Geschichten einlässt, stellt sich wahrscheinlich auch die Frage, wie hätte man ihn anders aufhalten können? Jamie hat im Laufe seines Lebens vor allem Frauen auf gewisse Weise zu seinen Gunsten beeinflusst. Seine Taten reichen von Lüge und Betrug über Diebstahl und Verrat bis zu Vergewaltigung und Mord. Klar ist, Jamie ist ein Mann, der Leben zerstört, das seiner Mutter Alice, die bei seiner Geburt stirbt, das seiner Tante Maureen, die als Stiefmutter vor lauter Trauer versagt, das seiner Frau Sadia, die er anlügt, betrügt und manipuliert, das von Olive, deren Tochter er in den Selbstmord treibt, das seiner Studienkollegin Ana, die er ausnutzt, geistig bestiehlt und verrät, das Leben von Kaysha, die er vergewaltigt, sowie das Leben von Sarah und Josie, mit denen er Affären beginnt und sie zu einer Schwangerschaft überredet mit der Absicht, sie später als schlechte Mütter darzustellen, um das Kind bei sich und Sadie aufzunehmen.

Ich denke, jede von ihnen hat ein Motiv. Allerdings hat sich meine Vermutung, wer es dann tatsächlich war, auch bestätigt. Doch zu sehen, wie Wilding die Fäden zusammenführt und wie eng alles miteinander verwoben ist, hat die Lektüre gelohnt.

Fazit

Rose Wilding hat mit „Wer vom Teufel spricht“ ein wirklich gutes Debüt vorgelegt. Der Thriller ist sehr intensiv, gefühlsstark, kreativ und psychologisch glaubwürdig. Für einen Thriller an sich müsste vielleicht der Fokus noch stärker auf das Spannungselement liegen.    

Vielen Dank an Droemer Knaur für das Leseexemplar.

Rose Wilding „Wer vom Teufel spricht“. Thriller

Aus dem Englischen von Noa Sinowski

Droemer Knaur, 2023, 368 Seiten

ISBN: 978-3-426-28402-5