Toni Jordan „Die schönsten Dinge“

Toni Jordan „Die schönsten Dinge“

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Manche Dinge führen bei mir zu eine Art Sucht oder wirken auf mich wie ein Sog, zum Beispiel so richtig geiles Essen, knifflige Puzzles oder wie in diesem Fall ein geniales Buch. Dann ist es auch egal, dass es schon ein Uhr nachts ist – aufhören ist keine Option. Das Buch wird erst aus der Hand gelegt, wenn die letzte Seite gelesen ist! Und genau das trat bei Toni Jordans „Die schönsten Dinge“ ein. Die vielen schlechten Nachrichten in letzter Zeit verlangten nach etwas Heiterem und Federleichtem, am besten also ein Liebesroman!

Worum geht es?

Nach dem Überraschungserfolg von »Tausend kleine Schritte« legt Toni Jordan den nächsten Roman über eine hinreißend originelle Heldin vor – eine Wissenschaftlerin, die keine ist, auf der Suche nach einem Tier, das es nicht gibt, verliebt in einen Mann, den sie maßlos unterschätzt … (Kurzzusammenfassung des Verlags)

Wie fand ich es?

Das einzige, das ich über das Buch wusste, waren dieser eine Inhaltssatz und zwei Pressestimmen, die eine „mitreißende Liebeskomödie“ versprechen. Natürlich hätte ich noch die ausführlichere Beschreibung im Innenteil lesen können, aber ich habe mich ja bereits für das Buch entschieden. Zwar lässt die gekürzte Inhaltsangabe nicht unbedingt auf die Geschichte schließen, gleichwohl ist doch eine Liebesgeschichte zu erwarten, also etwas Schönes, wahrscheinlich auch Bekanntes ohne große Überraschungen? Nicht ganz! Jordan hat mich so richtig überrascht! Zwischenfrage: Ist die Wahrscheinlichkeit, überrascht zu werden, wenn man sich kein Bild macht oder nur geringe Erwartungen setzt, nicht sehr groß? Und ist es dann nicht gerade ein Kunstgriff? Nein! Auch wenn ich nicht viel über den Roman wusste, habe ich doch einen gewissen Anspruch an den Text. Und hier zeigt sich: Jordans Roman ist nicht einfach eine klassische Liebesgeschichte. In ihrem Roman tut sich ohne große Bemühungen eine ganz neue Welt auf, mit der ich nicht gerechnet habe. Sie hat eine sehr raffinierte und originelle Geschichte kreiert.

Worum es genau geht, möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Ich fand gerade diesen Überraschungsmoment klasse, als ich endlich verstanden habe, was der Satz der Inhaltsangabe (siehe oben) tatsächlich bedeutet. Diese Richtung der Geschichte habe ich nicht kommen sehen und kam für mich völlig unerwartet. Schrittweise öffnet sich die Geschichte, die Hauptfigur Della entfaltet sich und wird greifbarer. Sie war mir gleich sympathisch: eine kluge, clevere und selbstbewusste junge Frau. Und doch neigt sie zu einer gewissen kindlichen Naivität und blinden Liebe und Vertrauen. Im Laufe der Geschichte wird sie reifer, trifft Entscheidungen für ihr Wohl, nicht für das der Wohl der Familie, übernimmt Verantwortung und erfährt die erste ernsthafte Liebe. Sie lernt für sich einzutreten und ihren eigenen Weg zu finden. An die Gegenwart mit ihren aktuellen Plänen und Familienbestrebungen knüpfen Episoden aus ihrer Kindheit. Ihre spannende und außergewöhnliche persönliche wie berufliche Entwicklung steht für mich im Zentrum der Geschichte. Die Liebe tritt unterschwellig auf und wird zum Ende hin bedeutsamer, bleibt aber eher eine Nebenrolle.

Als Liebeskomödie würde ich den Roman daher auch nicht bezeichnen. Komödiantische Züge finden sich auf jeden Fall, aber Lachflashs oder große Lacher hat die australische Autorin wahrscheinlich nicht beabsichtigt. Dafür ist die Story einfach zu klug und packend. Heftig Schmunzeln musste ich dann doch bei dem Heiratsantrag – überhaupt nicht konstruiert oder albern! Gerade hier merkt man ihre Stärke: witzige und geistreiche Dialoge verbunden mit starken Charakteren!

Eine gewisse Spannung und das Mysteriöse hielten sich bis zur letzten Seite. Und auch offen blieb bis zum Schluss, wer tatsächlich am Zug ist oder der Klügere – auch für Della eine umgekehrte, neue Welt. Jordan hat die Erzählstränge und somit die Erkenntnisse der Figuren passend zusammengeführt und eine kluge Geschichte konstruiert. Die Sprache ist fließend, unkompliziert.

Eine Sache, die ich immer noch nicht nachvollziehen kann, ist der Buchtitel. Welche gedankliche Verknüpfung ist mir da entgangen?

Fazit

Toni Jordans „Die schönsten Dinge“ ist eine fesselnde Geschichte mit klugen Schachzügen und auflockernden Elementen – ein leichter Roman für einen entspannten Abend.

Die schönsten Dinge

Toni Jordan

Aus dem australischen Englisch von Eva Kemper

Piper Verlag, 2012, 288 Seiten

ISBN: 978-3492054652